Filmbewertung: | enttäuschend |
Starttermin: | 29.09.2016 |
Regisseur: | Todd Phillips |
Schauspieler: | Jonah Hill, Miles Teller, Bradley Cooper |
Entstehungszeitraum: | 2016 |
Land: | USA |
Freigabealter: | 12 |
Verleih: | Warner |
Laufzeit: | 115 Min. |
Die globale Waffenindustrie ist im Spielfilm eine heikle Angelegenheit, geradezu ein "heißes Eisen". Zu mächtig ist ihre Lobby, zu komplex sind ihre kriminellen Verstrickungen, zu tief verwurzelt ist der amerikanische Glaube an das Recht auf Waffenbesitz, zu offensichtlich grausam und damit inkommensurabel der Stoff für die große Leinwand und ein breites Publikum. 2005 machte "Lord Of War" mit anklagendem, brutal-bösem Gestus einen zaghaften Anfang, suhlte sich dabei aber sehr im eigenen Zynismus. War Andrew Niccols Geschichte noch rein fiktiv, basiert "War Dogs", der neue Film von Todd Philips, auf dem realen Fall der Jungunternehmer Efraim Diveroli und David Packouz, den der Journalist Guy Lawson 2011 in einem Rolling-Stone Artikel dokumentierte.
David hat nicht so recht eine konkrete Vorstellung, was er mit seinem Leben anfangen möchte; meistens hängt er in Miami Beach herum, kifft und arbeitet als Masseur für stinkreiche, schmierige Klienten. Als auch noch seine Freundin (Ana de Armas) schwanger und damit das Geld knapp wird, trifft es sich gut, dass ihm sein alter Highschool-Freund Efraim über den Weg läuft und ein Angebot macht, dass er trotz aller moralischen Bedenken nicht abschlagen wird: Er soll ihm in seiner Ein-Mann-Waffenfirma assistieren, die eine Regelung der US-Regierung ausnutzt, wonach auch Kleinunternehmen Rüstungsaufträge übernehmen dürfen.
Bald stellt sich heraus, dass David nicht nur ein Fingerspitzengefühl für die erschlaffte Rückenmuskulatur betuchter Miami-Rentner hat, sondern auch fürs Verkaufen von Gewehren und Munition. Mit steigendem Reichtum, wächst jedoch Efraims Gier und Rücksichtslosigkeit, und David muss erkennen, dass die verworrene Welt des Waffenhändlertums womöglich eine Nummer zu groß für zwei grünschnäblige Kids ist.
Der etwas verloren wirkende, großmäulig durch die Welt stapfende Loser, aus dem dann doch noch etwas wird, scheint Jonah Hills Paraderolle zu bleiben. Nach Abstechern in ernstere Gefilde mit entsprechenden Oscarnominierungen ("Moneyball", "The Wolf Of Wall Street") fällt er in "War Dogs" wieder in sein altes Rollenmuster aus den Buddy-Komödien wie "Superbad" zurück. Nur dass diesmal statt des mit Bier gefüllten Kegs die mit Kugeln geladene Kalaschnikow der magische Anziehungspunkt ist. Und dass der von Hill verkörperte Efraim zusätzlich zu seiner jugendlich-prolligen Naivität eine tiefe Menschenverachtung in sich trägt, die ihn der Film aber nie so richtig ausspielen lässt.
Überhaupt traut sich "War Dogs" wenig, schwankt ständig zwischen nur halbbissiger Satire und lauter Teenie-Comedy hin und her, um dann doch zwischen den Kapiteln moralisch angehauchte Sprüche zwischenzublenden, fast so, als müsste sich der Film gegenüber seiner schwierigen Thematik absichern. Wirklich in die komödiantischen Vollen geht es selten. Auch die große Politik bleibt (gerade im Vergleich mit "Lord Of War") weitgehend auf der Strecke und fällt genretypischen Klischees zum Opfer: Da David und Efraim als "Gun-Runner" auch selbst auf die Reise gehen müssen, um ihre Ware feilzubieten, werden die Republik Jemen und der Irak zum Schauplatz stereotypischer Landstriche, bevölkert mit staffierten, zwielichtigen und schießwütigen Arabern.
Die Hauptfiguren, insbesondere der von Teller gespielte David, bleiben blass und dem einzigen Nebencharakter, der zur Öffnung des Films in der Lage wäre (Bradley Cooper als eiskalter Waffenexporteur auf der Terrorliste), wird in seiner Gastrolle wenig Raum gegeben. "War Dogs" hat somit der Beschränktheit seiner Protagonisten nichts entgegenzusetzen und nutzt den Waffenhandel lediglich als Aufhänger für halbgare Gags. Das größere Ganze, das hinter dieser schmutzigen Tätigkeit steht, nimmt er dagegen nicht ins Visier.