Schubert in Love
Filmbewertung: akzeptabel
Starttermin: 08.12.2016
Regisseur: Lars Büchel
Schauspieler: Olaf Schubert, Marie Leuenberger, Mario Adorf
Entstehungszeitraum: 2016
Land: D
Freigabealter: 12
Verleih: Wild Bunch (Central)
Laufzeit: 94 Min.
Olaf Schubert
"Bei Konflikten ziehen Frauen den Schwanz ein"
Olaf Schubert ist ein viel beschäftigter Mann: Der Wahl-Dresdner spielt in zwei Bands, erweist allweihnachtlich Jesus Christus im "Krippenspiel" die Ehre, macht "Betroffenheitslyrik" für Millionen, sein umfassendes Wissen, beziehungsweise was er dafür hält, sind im Fernsehen und auf der Bühne gefragt. Nicht zuletzt arbeitet der schlaksige Comedian mit dem markanten Pullunder und der schütteren Haartolle als die Stimme des Ostens im Comedy-Betrieb. Natürlich mit feinstem sächsischen Dialekt. Was bislang fehlte in der Vita des 49-Jährigen: ein Kinofilm. Den liefert er jetzt nach: "Schubert in Love" (Kinostart: 8. Dezember) heißt der Streifen, in dem Olaf Schubert ultimative Ratschläge für ein erfülltes Beziehungsleben gibt, das mitnichten harmonisch verlaufen muss. Das geht nämlich gar nicht, wie das sächsische Kompetenzzentrum im Interview erklärt.

AZ: Herr Schubert, Sie haben in Deutschland das Image eines Besserwissers. Wie konnte es dazu kommen?

Olaf Schubert: Olaf ist halt einfach einer, der Ahnung hat, der sich auskennt und die Dinge klar benennt. Er hat seine Kernkompetenzen auf den verschiedensten Ebenen der Gesellschaft. Und da wird man dann gerne mal in die Ecke des Besserwissers gestellt. Bloß weil man Ahnung hat! Das muss man sich mal vorstellen! Das ist eigentlich ein bisschen ungerecht.

AZ: Fühlen Sie sich missverstanden und sind verletzt?

Schubert: Ach was. Man gewöhnt sich an alles. Außerdem klingt das Wort Besserwisser schöner, als die gesellschaftliche Akzeptanz desselben ist.

AZ: Neuerdings haben Sie sich auch noch Kompetenzen in Sachen Liebe angeeignet. Wie schwer war das?

Schubert: Sehr schwer. Alle Menschen wollen ja geliebt werden: Liebe empfangen, Liebe senden, Liebe zurückbekommen. Aber so einfach ist es nicht. Denn es ist ja was sehr Emotionales, und es klafft zwischen Mann und Frau eine erhebliche Schere.

AZ: Was denn für eine Schere?

Schubert: Eine Frau hat bis zu 1.000 Gefühle pro Tag. Ein Mann hat ein Gefühl pro Woche. Da kommt es im Feeling-Haushalt zu erheblichen Verwerfungen.

AZ: Sie sind selbst von diesen Verwerfungen betroffen, haben sich von Ihrer langjährigen Freundin Carola getrennt ...

Schubert: Das stimmt: Eine Trennung verursacht auf jeden Fall auch Gefühle. Da wird immer so viel Staub aufgewirbelt. Sobald man aber jemand Neues kennenlernt, legt sich das auch wieder ganz schnell.

AZ: Sie haben also schon eine Neue?

Schubert: Ja, die Pamela.

AZ: Werden Sie in der Beziehung mit Pamela etwas anders machen als in der Beziehung mit Carola?

Schubert: Sind wir ehrlich: Im wesentlichen hat jede Beziehung drei Eckpfeiler. Gemeinsames Frühstück, gemeinsame Probleme und gemeinsame kurze Höhepunkte. Das muss reichen. Viel mehr würde auch ermüden. Ganz wichtig zu wissen: Je mehr man sich in einer Beziehung aus dem Weg geht, umso länger ist in der Summe die Zeit, die man miteinander verbringt. Weil man dadurch weniger Abnutzungserscheinungen hat.

AZ: Woran scheiterte die Beziehung mit Carola?

Schubert: Das muss ich auf meine Kappe nehmen. Das kann ich aber in der Kürze der Zeit gar nicht genau erläutern. Es waren komplexe Vorgänge, und ich hatte halt eine Andere.

AZ: So turbulent Ihr Privatleben ist, so erfolgreich sind Sie im Beruf: Sie haben sogar einen eigenen Kinofilm. Man fragt sich natürlich: Warum erst jetzt?

Schubert: Kino, das musste ich erst lernen, besteht aus komplizierten Prozessen. Da geht es um solche Sachen wie Drehbücher, redaktionelle Betreuung, Fördergeld, um Institutionen und Instanzen. Von der ersten Idee bis zur Realisierung vergehen bis zu 45 Jahre. Das wird oft über Generationen geklärt: Einer hat eine Idee, sein Sohn setzt sie fort, und der Enkel dreht dann den Film. So ist das in Deutschland. Bei mir hatte auch mein Großvater die Idee.

AZ: Beim Film sind immer mehrere Leute involviert: Wie schwer ist es für ein Alphatier wie Olaf Schubert, die Aufmerksamkeit zu teilen?

Schubert: Das ist nicht immer ganz einfach, stimmt. Ich dachte, es wären nur vier Leute nötig: ein Regisseur, einer mit der Kamera, einer, der die Klappe hält und ein Olaf. Aber am sogenannten Set sind dann 120 Leute, und jeder will irgendwas tun. Da muss man früh erst mal die Arbeit verteilen. Erst dann kann man anfangen zu drehen. Das hat sich beim Film irgendwie durchgesetzt und wird schon seine Berechtigung haben. Auch wenn im Endeffekt trotzdem nur die vier Leute gebraucht werden.

AZ: Wenn eine Eminenz wie Mario Adorf am Set auftaucht, sind Sie dann eingeschüchtert?

Schubert: Da muss ich sagen: So eine Koryphäe wie Mario Adorf, der hat schon eine Aura. Man spürt, dass er schon mal einen Film gedreht hat. Als er kam, war wirklich mal Zug am Set, da herrschte Disziplin, und es gab Leistungsbereitschaft. Sonst saß das ganze Personal ja nur rauchend, trinkend, kiffend in der Ecke. Doch plötzlich gab sich jeder Mühe. Aber nur kurz - bis Mario Adorf wieder weg war.

AZ: Im Film sind Sie nicht immer nett zu Ihrer Freundin: Wie ist es, wenn die Kamera aus ist?

Schubert: Ich bin nicht nett zu meiner Freundin?

AZ: Es gab einige Situationen, in denen ich ein gewisses Verbesserungspotenzial auf der Beziehungsebene sah?

Schubert: Olaf ist halt ein Freund der klaren Worte. Es nutzt nichts, immer um den heißen Brei herumzureden. Ich würde eher sagen: Die Frauen sind heutzutage nicht mehr konfliktfähig. Sie suchen zwar das Gespräch, aber jedes Gespräch mündet zwangsläufig in einem Konflikt. Und da ziehen die Frauen dann den Schwanz ein.

AZ: Kollidieren klare Worte zwangsläufig mit Gefühlen?

Schubert: So ist es. Herz und Verstand, Wagen und Milch, Yin und Yang, Ping und Pong: Manchmal gibt es Parallelen, die aber getrennte Wege gehen. Sozusagen Parallelen, die sich kreuzen und dann wieder auseinanderdividieren. Es sind immer zwei Komponenten.

AZ: Zweikomponentenkleber hilft da nicht?

Schubert: Der Zweikomponentenkleber klebt zwar, aber er hält das Dritte nicht zusammen. Der Kleber ist ja nur das Medium, der Weg zum Ziel. Aber das Ziel klebt ja nicht, nur weil der Kleber klebt. Das ist eine starke Metapher, die muss ich selbst erstmal dechiffrieren.

AZ: Haben Sie durch den Film noch etwas Neues lernen können über die Liebe, oder wussten Sie aus Ihrer Erfahrung schon alles?

Schubert: Der Film hat mich auch weitergebracht: Wenn man sich müht und wenn alle an einem Strang ziehen, zum Beispiel an meinem, dann kann es auch in der Liebe funktionieren. Und wir brauchen in der Welt ja mehr Liebe. Oder anders gesagt: Eigentlich ist genug Liebe da, sie muss nur gerechter verteilt werden.

AZ: Dafür haben Sie im Film ja auch demonstriert, so wie andere Dresdner montags für mehr Hiebe unterwegs sind. Haben Sie schon etwas erreichen können?

Schubert: Das ist natürlich schwer messbar. Ich sage mal so: Die Situation auf der Welt ist momentan nicht besonders schön, und hier in Dresden auch nicht. Aber ohne mein Zutun wäre alles noch schlimmer. Ich arbeite im Stillen und Verborgenen.

AZ: Woher nehmen Sie eigentlich die Zeit dafür: Sie haben eine Karriere, die ihresgleichen sucht und sind ständig in Film, Funk und auf der Bühne unterwegs. Was treibt Sie zu diesem rastlosen Leben an?

Schubert: Naja: Da habe ich wenigstens was zu tun und bin öfter mal weg von zu Hause. Das ist ja auch der eigentliche Antrieb aller Künstler. Sie können sagen: Schatz, ich würde Dir gerne helfen, aber ich muss ins Atelier, oder ich muss ans Set, oder ich muss auf die Bühne. Es wird immer viel von Inspiration und göttlicher Eingebung gesprochen. Aber im Endeffekt sind es doch ganz profane, gleichwohl triftige Gründe.

Von Andreas Fischer