Unsere Zeit ist jetzt
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 06.10.2016
Regisseur: Martin Schreier
Schauspieler: Cro, Til Schweiger, Peri Baumeister
Entstehungszeitraum: 2016
Land: D
Freigabealter: 12
Verleih: Warner
Laufzeit: 118 Min.
Cro
Tarantino mit Panda-Maske
Als Musiker hat Cro alles erreicht, nun widmet sich der Mann mit der Panda-Maske einem neuen Metier: Mit "Unsere Zeit ist jetzt" (Start: 06.10.) hat der 26-Jährige seinen ersten Film gedreht. In der von Til Schweiger produzierten Komödie ruft Cro einen Filmwettbewerb ins Leben. Filmstudentin Vanessa plant einen Dokumentarfilm, der schüchterne Ludwig will einen Comic zeichnen und Draufgänger Dawid entwirft eine Vision von Cros Leben in 30 Jahren. Wie es zu der ungewöhnlichen Idee für den Film kam, warum Til Schweiger ein "cooler Homie" ist und weshalb selbst Cro manchmal mit sich selbst hadert, verrät er im Interview.

AZ: Einen Film zu machen, war für Sie angeblich ein Herzensprojekt. Warum?

Cro: Ich liebe es zu filmen. Ich bin ständig mit der Kamera unterwegs, drehe kleine Videos und sage zu den Leuten: "Hey, mach mal was Lustiges." Für meinen Homie Danju habe ich zuletzt auch schon ein paar Musikvideos gedreht. Naja, und eines Tages kam ich halt morgens ins Büro und dachte, ich will einen richtigen Film drehen, eine eigene Welt erfinden.

AZ: Was ist das Tolle an Filmen?

Cro: Dass man Welten erschaffen kann, die es nicht gibt. Und dass man ganz geplant Stimmungen erzeugen kann und vorher schon weiß: Wenn jemand im Kino sitzt und eine bestimmte Szene sieht, dann wird er weinen oder lachen. Mit Musik ist das ja ähnlich. Ich weiß genau, was die Leute traurig und was sie fröhlich macht.

AZ: Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Cro: Viele! Ich mag Filme mit einem Twist - die mittendrin eine ganz andere Wendung nehmen. "Shutter Island" zum Beispiel oder "Inception". Ich gucke aber auch gerne Actionkomödien wie "Spider-Man" oder Filme, in denen große Dinge passieren. Weltuntergang und so.

AZ: Ihr Film hat tatsächlich von allem ein bisschen was: Er ist Komödie, Comic, Actionfilm und Lovestory in einem.

Cro: Das kommt, weil wir anfangs tatsächlich drei Drehbücher hatten: Eine Dokumentation, einen Comic und eine Geschichte, die in der Zukunft spielt. Wir konnten uns einfach nicht entscheiden, welches Drehbuch es werden soll - und zack war die Idee entstanden, alle drei zu verbinden. Das passte perfekt, denn ich wollte ja sowieso eine komische Welt erfinden. Ein Biopic wäre mir zu langweilig gewesen. Das kann ich machen, wenn ich älter bin und ein bisschen mehr erlebt habe.

AZ: Til Schweiger hat nicht nur am Drehbuch mitgearbeitet und den Film produziert, er spielt auch Cro der Zukunft. Hatten Sie keine Bedenken, dass eine Zusammenarbeit mit ihm uncool sein könnte?

Cro: Nö. Wir brauchten für die Rolle des alten Cro jemand Großes, den Größten in Deutschland. Und da passte natürlich nur Til. Ich finde das überhaupt nicht uncool, im Gegenteil. Es ist gut, wenn jemand auch mal ein bisschen aneckt und nicht von jedem geliebt wird.

AZ: Zum Schreiben trafen Sie sich auf Mallorca. Wie ist das so, wenn man sich mit Til Schweiger auf Mallorca verabredet?

Cro: Echt cool. Ich war mit meinen Jungs dort, wir verbrachten Zeit zusammen und sprachen über unseren Film. Und dann sagte Til: "Jungs, ich geh jetzt mal, bleibt ihr einfach hier und feiert." Til ist echt ein netter, entspannter Typ. Ein bisschen hat er mich sogar an mich selbst erinnert.

AZ: Wieso das denn?

Cro: Ich lade auch immer alle Homies zu mir ein. Wobei mein Haus noch einen etwas anderen Spirit hat. In jedem Zimmer passiert etwas anderes. In dem einen ist ein Fotoshooting, im nächsten wird ein Video geschnitten und daneben ist ein Studio, in dem Mucke gemacht wird. Ein Stockwerk drüber ist das Wohnzimmer, da hängen die Leute ab und malen, und in der Küche wird gekocht. Man kann wirklich in jedem Zimmer etwas Kreatives machen. Das finde ich fett. Es gibt keine Regeln, alles ist erlaubt. Wenn jemand Bock hat, die Wand anzumalen, dann tut er das. Das ist wie Andy Warhols Factory damals.

AZ: Na, das klingt jetzt aber verlockend.

Cro: Ja komm rum! (lacht) Da sind auch nur krasse Menschen am Start. Das sage ich jetzt nicht bloß so. Das sind alles Leute, von denen ich beeindruckt bin und die coole Dinge können. Wenn man so eine kreative Hochburg hat, spricht sich das rum, und es melden sich automatisch gute Leute. Ich lobe uns hier jetzt gerade in den höchsten Tönen ... Normalerweise finde ich vieles, was ich mache, ziemlich dumm, aber das mit dem Haus habe ich echt gut hingekriegt.

AZ: Apropros dumm: Die drei Protagonisten Ihres Films hadern alle sehr mit ihrem Tun. Ist das also etwas, was Sie kennen?

Cro: Das wird sogar immer mehr. Früher war mir alles extrem egal. Ich machte das alles eh nur für mich. Irgendwann war mir dann auch die Meinung meiner Homies wichtig, aber nach und nach kennt dich das ganze Land und plötzlich ist jede Meinung wichtig. Bei neuen Songs sitze ich oft da und denke die Ideen kaputt, statt einfach dem Flow zu folgen. Das ist ein Nachteil des Erfolgs, dass man die Dinge zerdenkt.

AZ: Geht es Ihnen beim Film auch so?

Cro: Klar, wenn Leute kommen und sagen: "Das wird super", dann denke ich nur: "Sei still, ich glaub Dir kein Wort." Aber ich denke, das ist ganz normal. Zum Glück ist es nicht zu schlimm. Ich kann das dann irgendwann auch abschalten.

AZ: Sie selbst spielen im Film nur eine relativ kleine Rolle. Warum?

Cro: Ich bin lieber Quentin Tarantino als Brad Pitt. Was soll ich auch machen, wenn ich eine Maske aufhabe? Mit einer Maske kann man nicht groß schauspielern. Und ich werde die Maske auch niemals abnehmen.

AZ: Sie setzten sie auf, weil Sie zwar Musik machen, aber nicht im Rampenlicht stehen wollen. Genau wie jetzt beim Film. Ist das Bescheidenheit oder Schüchternheit?

Cro: Schüchtern bin ich nicht. Ich bin eher eine Rampensau. Ich springe in jedem Kreis in die Mitte und mache Faxen. Es ist eher Bescheidenheit. Ich finde die Menschen hinter Ideen viel heldenhafter als die, die sie präsentieren. Deshalb mache ich ganz viele Sachen auch komplett undercover. Irgendwann wird es schon rauskommen, dass ich das war. Ich finde das geil, wenn die Leute sich überrascht angucken und sagen: "Ach, der war das, wusste ich gar nicht." Ich habe nie großartig mit etwas angegeben oder geprahlt.

AZ: Eine wichtige Botschaft des Filmes, die schon im Titel steckt, ist der Wunsch, den Moment zu genießen. Gelingt Ihnen das immer?

Cro: Voll und ganz. Ich beschäftige mich nicht groß mit der Zukunft oder der Vergangenheit. Meine Philosophie ist: "Jeder Tag ist geil." Schon immer eigentlich, aber seit vier Jahren besonders. Ich gehe jeden Abend ins Bett und denke: "Heute war krass, aber morgen wird noch besser." Und dann stehe ich am nächsten Tag auf, und er wird wirklich noch besser.

AZ: Weil Sie ein so tolles Leben haben? Oder ist das auch eine Einstellungssache?

Cro: Ich glaube, es ist auch die Einstellung. So wie man durch die Welt läuft, solche Menschen zieht man an. Mit mir will keiner abhängen, der den ganzen Tag herumtrauert und umgekehrt genauso. Also habe ich eher gleichgesinnte Menschen und Freunde um mich. Schon immer. Dann befruchtet man sich gegenseitig.

AZ: Haben Sie Angst, dass all das irgendwann mal zu Ende sein könnte? Der von Til Schweiger gespielte Cro der Zukunft kriegt nicht mal mehr Turnhallen voll ...

Cro: Nein, habe ich nicht. Erfolg und all das ist auch nicht alles. Das ist zwar gerade da, aber ich brauche es nicht. Also wenn es mal zu Ende ist - egal. Ich habe tausend andere Sachen zu tun. Und Bock auf andere Dinge. So lange ich ein bisschen Geld für Miete und Essen habe, reicht mir das. Ich denke aber auch nicht, dass es aufhören wird. Sonst hätte es schon längst aufgehört. Klar, irgendwann - mit 40 - stehe ich nicht mehr auf der Bühne und mache den Hampelmann.

telschau: Was kommt dann?

Cro: Dann mache ich halt etwas anderes. Produzieren, malen, Filme. Eine Firma. Keine Ahnung, wo es hingeht. Aber irgendwas werde ich schon finden. Ich sage immer: "Wenn's schwimmt, verkauf's als Boot, wenn's untergeht, verkauf's als Anker." So klappt's immer.

Von Nadine Wenzlick