Der Hund begraben
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 23.03.2017
Regisseur: Sebastian Stern
Schauspieler: Justus von Dohnányi, Georg Friedrich, Juliane Köhler
Entstehungszeitraum: 2016
Land: D
Freigabealter: 12
Verleih: Movienet
Laufzeit: 86 Min.
Der Hund oder ich
Dem blassen Hans ging es schon länger schlecht, schon vor seiner Kündigung. Doch der Arzt hat ihm nur ins Gesicht gelacht, alles in Ordnung. Familienvater Hans bleibt dabei: Es stimmt was nicht und macht sich auf die Suche. Weit kommt er nicht, denn es geht ja immer um andere. Als kurz nach seiner Entlassung ein streunender Köter auf der Terrasse sitzt und um Einlass bittet, fällt der Startschuss für ein bizarres Abenteuer. In der schwarzen Komödie "Der Hund begraben" verfilmt Regisseur Sebastian Stern sein eigenes, großartiges Drehbuch, hat aber leider scharfe Konkurrenz.

Es gibt erstaunliche Parallelen zwischen Josef Haders Regiedebüt "Wilde Maus" und "Der Hund begraben". In beiden Geschichten steht ein Mann vor dem beruflichen Aus und reagiert auf recht intensive Weise auf dieses Ereignis. Während Haders Georg wütet, würgt Justus von Dohnányi als Hans den bitteren Bissen hinunter, leidet zunächst stumm. Interessant, dass beide Regisseure das Thema "Mann wird überflüssig" wählen - schade, dass sie beinahe zeitgleich in Konkurrenz treten.

Hans, der zuverlässige, unauffällige Mann hinter dem Schreibtisch, wird ohne Vorwarnung von einem Finnen ersetzt. Was heißt: sofortige Freistellung, raus aus dem Berufsleben. Und nun? Was tun gegen die Leere? Das Schlimmste ist, dass dieser traurige Tropf zu Hause noch nicht einmal dazu kommt, seine Geschichte überhaupt zu erzählen. Denn eigentlich beachtet ihn weder seine langjährige Ehefrau Yvonne (Juliane Köhler) noch die Tochter (Irina Sulaver) mitten im Abenteuer Pubertät. "Der Hund begraben" erzählt die Geschichte eines Mannes, der drinnen wie draußen überflüssig wird. Der Film mit seinem unaufhaltsam rabenschwarzen Humor ist es nicht.

Als nach der Entlassung der dahergelaufene Hund sofort die Herzen von Frau und Tochter erobert und zum Mittelpunkt der Familie wird, schwillt Hans langsam der Kamm. Er braucht mal wieder was, das perlt. Zum Beispiel eine junge Autoverkäuferin, die ihm mit einem Glas Crémant davon überzeugt, wie gut dieses hochpreisige Cabrio zu ihm passt. Man gönnt sich ja sonst nichts, denkt der Mann und kauft sich heimlich den Schlitten, der ihm - Überraschung - wenig Glück bringt.

Es tritt ein zwielichtiger Kerl in Hans' Leben, Mike (Georg Friedrich), der zur Verschärfung der innerfamiliären Konflikte beiträgt. Georg Friedrich tritt in einer ähnlichen Rolle auch in Haders "Wilde Maus" in Erscheinung, was die Parallelität der beiden Filme augenfällig macht. Hader, der populäre österreichische Kabarettist, posiert auf den Fotos ziemlich nackt im Schnee und ist sicherlich der größere Publikumsmagnet. Der Verleih vermeldete bereits den erfolgreichsten Start eines österreichischen Films in Deutschland.

Dass Sebastian Stern mit seiner vermeintlich kleineren Produktion dagegen ankämpfen muss, ist ein bisschen schade, denn das bessere Drehbuch hat er. Präziser als Hader schickt er seinen verzweifelten Protagonisten auf eine Reise, die einfach so verlaufen muss, wie sie eben verläuft. Die Situationen sind brillant gewählt, und über allem schwebt nur der Wunsch, dass mal jemand zuhört. Niemand verkommt hier zum Statisten, und doch wird der Familienvater immer unsichtbarer. Die erstaunlichen Wendungen sorgen für beste Unterhaltung, werden aber noch vom Finale getoppt, das in Erinnerung bleibt. Wer etwas über Film lernen möchte; sehen will, was der im besten Fall schafft, sollte Sterns Werk sehen. Ganz ehrlich, da wird der Hund in der Pfanne verrückt.

Von Claudia Nitsche