Sing
Filmbewertung: akzeptabel
Starttermin: 08.12.2016
Regisseur: Gareth Jennings
Entstehungszeitraum: 2016
Land: USA
Freigabealter: 0
Verleih: Universal
Laufzeit: 108 Min.
Tierisches Animationsmusical
Die Bretter, die die Welt bedeuten, sind ziemlich morsch: Eine Castingshow ist die letzte Hoffnung für Buster Moon, sein Theater vor der Zwangsversteigerung zu retten. Buster ist ein Koalabär, und die hoffnungsvollen Talente im tierischen Animationsmusical "Sing" sind Giraffen, Elefanten, Schafe, Frösche, Primaten und Stachelschweine. Der Film würde sich gern als Castingshow-Parodie verstehen, kann aber den Mangel an originellen Einfälle mit Hektik, schicken (3D-)Animationen und einem Dauerfeuer an Charterfolgen nicht kaschieren.

Das Theater bedeutet die Welt für Buster, aber die Welt hat sich von ihm abgewendet. Sein altehrwürdiges Haus steht vor dem Ruin. Dem windigen Geschäftsmann gehen neben Geld und Personal auch die Ideen aus. Ein Sängerwettstreit könnte die Probleme lösen. Als Preis lobt Buster (versehentlich) 100.000 Dollar aus, dazu die Aussicht auf Ruhm: Kein Wunder, dass dem Koala die Bude eingerannt wird. Das kennt man irgendwie aus dem Privatfernsehen.

Dass irgendwann irgendein Tier fragt: "Wer will das sehen?", ist da nur logisch. "Sing" ist nichts anderes als eine Castingshow. Nur eben mit tierischen Darstellern und im Kino. Große Unterschiede zu "DSDS" und Konsorten gibt's nicht: Die Talente sind zweckmäßig gecastet, um Emotionen zu bedienen; müssen sich zur Not ein neues Image verpassen lassen, um sich besser zu verkaufen und werden trefflicherweise mit einem Gute-Laune-Soundtrack ausgestattet, bei dem man gerne mitwippen würde. Das aber ist kaum möglich, weil man sich selten länger als fünf Sekunden auf einen Song einlassen kann. Regisseur Gareth Jennings bewegt sich mit größtmöglicher Hektik durch den Film und springt so schnell zwischen den Figuren hin und her, dass man gar keine Chance hat, Sympathien zu entwickeln.

Dabei sind die Typen ziemlich schräg - und werden von einem Who-is-Who der deutschen Entertainmentbranche synchronisiert, darunter Iris Beben, Daniel Hartwich, Klaas Heufer-Umlauf, Olli Schulz, Alexandra Maria Lara, You-Tuber Inscope21 und diverse Casting-Show-Gewinner von RTL. Es gibt etwa den starken Gorilla-Teenager Johnny, der im Herzen ziemlich sensibel ist und eigentlich nur singen will, anstatt die von Papa geplante Gangsterkarriere zu verfolgen. Oder die Schweinedame Rosita, die mit ihren 25 Ferkeln alle Pfoten voll zu tun hat, und sich nach Anerkennung sehnt. Stachelschwein-Frau Ash verwirklicht ihre eigenen Ideen nicht, weil sie sich von ihrem Freund Mittelmäßigkeit einreden lässt. Das Elefantenmädchen Meena hat eine voluminöse Stimme, aber kein Selbstbewusstsein, die Angebermaus Mike hingegen ein Ego größer als die Freiheitsstatue.

"Sing" spielt wie schon "Pets" in einer Welt der Tiere. Die leben alle friedlich miteinander - bringen ihre Tierkinder ins Bett, rauben Tierbanken aus und gehen ins Tiertheater. Das sieht alles ziemlich süß aus, ist aber eigentlich doch eine Welt der Menschen. Die Tiere sind nur der Niedlichkeit wegen da und weil man ihnen trefflich übertriebene Charaktereigenschaften zuschreiben kann, um die üblichen Botschaften von Selbstbewusstsein, Zusammenhalt und Stärke an die Kundschaft zu bringen.

Von Andreas Fischer